„Rauschende Wasser im Reich der Mölbinge (Warscheneckgruppe)“
Wanderbericht SUA-2-Tageswanderung am 23. und 24. Juni 2012
Es fällt mir nicht leicht angesichts der vergangenen Wochen diese Zeilen ohne jegliche Emotion und Mitgefühl für das Leid anderer zu Papier zu bringen.
Zu erschreckend waren die Ereignisse, die kurz vor unserem diesjährigen Wandertermin ihren Ausgang genommen haben und bis heute andauern. Hochwässer, vermurte und weggeschwemmte Häuser, Menschen, die um ihre Existenz bangen und auf fremde Hilfe hoffen.
Eine Seenlandschaft, wie im schottischen Hochland, als wir das Palten-Liesing-Tal hinauf zu unserem Ausgangspunkt in Wörschach unterwegs sind.
Der Klettersteig auf den Hochtausing – zu nass, zu rutschig – ist wohl nur unter Gefährdung der Teilnehmer machbar, entscheiden wir im Bus und lassen dort das ohnehin schwere Eisenzeug zurück.
Am Eingang Wörschachklamm müssen wir feststellen, dass die Klamm doch ein wenig zu wild ist. Von Romantik keine Spur, kommt uns doch der Wörschachbach als braune, schlammige Sturzflut entgegen.
Die Klamm wurde kurzfristig gesperrt – umplanen ist angesagt. Warum die Tour nicht in verkehrter Richtung gehen, morgen schaut vielleicht alles ganz anders aus.
Und so wandert unsere kleine 17köpfige Gruppe – die Jüngsten sind Jakob und Miriam (fünf Jahre) – über die Burgruine Wörschach und dem ob der vergangenen Regentage nebelverhangenem Wörschachberg, von wo wir einen herrlichen Ausblick in das Ennstal genießen können, der Langpoltenalm zu, wo wir uns und den Kindern eine verdiente Pause gönnen bevor wir in steilen Kehren zur Liezener Hütte ansteigen.
Von dort ist es nicht weit zur Hochmölbing Hütte, wo Kaffee und hausgemachte Mehlspeisen auf uns warten.
Die Kinder bekommen abends ihren ersehnten Kaiserschmarren und wir Erwachsene erfreuen uns an toller Live-G´stanzl-Musi, die uns Herbert von Gaishorn & Partner Bako mit der Harmonika und Gitarre gegen ein paar Bier einschenken und zu der wir unsere müden Tanzbeine schwingen. Die 22-Uhr Hüttenruhe wird dann doch nicht so genau eingehalten angesichts der fröhlichen und ausgelassenen Stimmung.
Tags darauf machen wir uns bei Prachtwetter durch den romantischen Goldbachlboden – der verdient seinen Namen wirklich zu Recht, so golden und silbrig glänzt er im saftigen Grün der Wiesen in der Morgensonne – zum Querlstein auf. Unter uns liegt einsam der in hellem Grün funkelnde Speikbodensee.
Nach einer weiteren Stunde stehen wir beim Gipfelkreuz des Hochmölbing und lassen nach einer Runde Schnaps unsere Blicke über die Haller Mauern, die Gesäuseberge, die Wölzer- und Niederen Tauern bis zum weißen Firnkleid des Hohen Dachstein schweifen. Die uns gegenüber liegenden mächtigen Gipfel des Toten Gebirges sind zum Greifen nah. Der Ausblick und die Fernsicht ein Genuss pur, so wie die Schokolade, die uns der Franz am Kleinmölbing, wie alljährlich, kredenzt.
Gemütlich geht es nun zur Mölbinghütte hinunter, wo uns die Kinder aber auch der saftige Schweinsbraten der Hüttenwirtin erwarten. Nur das Sauerkraut hat die gute Köchin heute verbrannt, was wir aber wegen der netten Hüttenatmosphäre nicht weiter tragisch nehmen.
Gestärkt machen wir uns an den Abstieg, der uns dank eines guten Tipps von der „Bärnfeichten-Cilli“ in abgekürzter Form zur Klamm leitet. Dem tosenden Wörschachbach folgend, steigen wir über Leitern und Stege in der Schlucht hinab zum Klammeingang, wo die Kinder nach zwei aufregenden, aber auch anstrengenden Tagen mit Eis belohnt werden.
Die Natur hat sich wieder in ihrer ganzen Schönheit, aber auch in ihrer unbändigen zerstörerischen Kraft gezeigt. Während uns das Getöse der Urgewalt des Wassers bei der Heimfahrt noch in den Ohren dröhnt, sind manche von uns wohl im Gedanken auch bei jenen, denen die Natur Vieles oder gar Alles genommen hat. Eine Natur, die uns Menschen auf diese Weise aber auch mahnt sorg-und behutsamer mit ihr umzugehen
Berichtverfasser:
Egger Harald
Höhenprofile der Wanderungen:
1. Tag: Wörschach – Liezener Alm – Hochmölbinghütte
2. Tag: Hochmölbinghütte – durchs Goldbachl – Querlstein – Hochmölbing – Mittelmölbing – Kleinmölbing – Hochmölbinghütte – Schneehitzalm – Bärenfeuchtenalm – Wörschachklamm