Wanderung der Sportunion Attendorf in den Julischen Alpen.
Die alljährliche Sommer-wanderung der Sportunion Attendorf (SUA) führte am 29. und 30. Juli nach Kärnten bzw. Italien.
SUA Sektionsleiter Franz Peier und Sektionsmitglied Harald Egger organisierten die Tour. Letzterer berichtet von Klettersteigen, beeindruckenden Panoramen sowie unzähligen Gämsen…
Noch ein wenig schlaftrunken steigen wir am Parkplatz des Attendorfer Gemeindeamtes um 5.30 Uhr in den Bus, mit dem uns Franz Wenzl zur gemeinsamen Bergtour in den italienischen Teil der Julischen Alpen führen wird – in die „Wischberggruppe“. Wir, das sind 31 wanderfreudige Bergfexen (darunter ein Drittel Kinder), die bereits drei Stunden später im lichten Buchenwald Richtung Corsi-Hütte, die für den nächsten Tag unser Stützpunkt sein soll, bergansteigen.
Der Wettergott hat es – entgegen aller Prognosen – gut mit uns gemeint und so können wir den Aufstieg am Jagdsteig, vorbei an kleinen Wasserfällen im Angesicht einer herrlichen Blumen- und Bergkulisse, vollauf genießen. Der letzte Anstieg zur Hütte ist zwar steil, wir werden aber mit traumhafter Aussicht und Lage entschädigt.
Begrenzt von den Südabbrüchen der zum Greifen nahen und fast bedrohlich wirkenden Castrein- und Gamsmutterspitzen im Norden, öffnet sich unserem Fernblick Richtung Süden die schöne Bergkette des Monte Canin. Ein wenig erschöpft, aber beeindruckt von der dolomitenähnlichen Bergwelt, können wir bei Speis und Trank das Hüttenambiente auf uns wirken und die Seele baumeln lassen.
Wieder gestärkt, weist uns der immer hilfsbereite und mit Rat und Tat zur Seite stehende Hüttenwirt Christiano unser gemeinsames, geräumiges Lager zu, das von einigen auch gerne wegen des unsicheren Wetters zu einem kleinen Schläfchen genutzt wird.
Ob kleiner Spaziergang weg vom Trubel der Hütte oder ein Ausflug in den Klettersteig am „Sentiero-Anita-Goitan“ (soviele Gämsen haben wir schon lange nicht mehr gesehen und vor allem fotografiert: siehe Bild!) der Nachmittag bietet für jeden etwas.
Bei „maccheroni con pomodoro“ und dem einen oder anderen Liter Rotwein können wir den Tag, der uns durch die Fenster der Hütte nochmals die Berge des Canin in der goldenen Abendsonne zeigt, gemütlich ausklingen lassen.Schnell werden noch die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet, bevor uns die Nacht in den wohlverdienten Schlaf sinken lässt.
Um sechs Uhr morgens bitte ich die Frühaufsteher nach einer kleinen Stärkung („Caffè con latte“ in der Suppenschüssel) zu einer netten Runde um die Castreinspitze. Die Relikte des Stellungskrieges (Schießscharten, Schützengräben und Stacheldraht) aus dem Ersten Weltkrieg inmitten dieser bizarren Berglandschaft in nahezu 2.500 m Höhe lassen uns voll Demut erahnen, mit welchen harten Bedingungen die österreichischen und italienischen Soldaten vor allem in den Wintermonaten zu kämpfen hatten.
Bei der Hütte erwarten uns schon die gestärkten und wohl ein wenig besser ausgeschlafenen Bergfreunde, um mit uns gemeinsam bei nunmehr prächtigem Wetter gemächlich in die Kor-Scharte aufzusteigen, die uns den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt weist. Weil es aber auch an Spaß und Spannung nicht fehlen soll, steigen einige von uns – mit Stirn- oder Taschenlampen bestens ausgerüstet – von der Scharte in den schaurigen, stockdunklen und zum Teil engen Kriegsstollen, der über Holzleitern zum Klettersteig „Attrezato Centenario“ führt, auf.
Fast geblendet vom plötzlichen Tageslicht bieten vor allem für die gut gesicherten Kinder, aber auch für uns Erwachsene das nachfolgende stetige Auf und Ab des Steiges und die immer wieder wechselnden Ausblicke und Eindrücke ein unvergessliches Erlebnis.
So können wir nach zwei Stunden bei einer wohlverdienten Rast, am Aussichtsplateau des Bivaco Goricia wieder gemeinsam vereint, erschöpft, aber voller Stolz auf unsere Leistung (die Kinder waren disziplinierte, großartige Kraxler; auch das Gastkind Mika aus Finnland!) zurückblicken.
Keine Mühen werden in diesen zwei Tagen von den Teilnehmern gescheut und der teils steile und steinige Weg in der heißen Nachmittagssonne hinunter zum Rifugio Brunner verlangt uns nochmals viel an Anstrengung ab.
Längst jedoch schon sind wir belohnt worden für unsere Ausdauer mit einer prächtigen Berg-, Blumen- und Tierwelt, einer Kulisse, die bei so schönem Wetter ihresgleichen sucht. Zu guter Letzt finden wir (inklusive wohl auch so manche brennende Blase) mit einem kleinen, aber feinen Bad in den Gumpen des Rio Bianco (welch ein Spaß für die Kinder!), Abkühlung.
Nachdem leider jeder noch so schöne Tag zu Ende gehen muss, steigen wir um fünf Uhr nachmittags in unseren Bus, mit dem uns Franz Wenzl, scheinbar gar nicht müde ob der beiden anstrengenden Tage (er ging jede Tour mit!), wieder sicher über die „Schmalspur- Pack“ nach Hause zurückbringen wird. Unsere Freude an der Natur hat wieder ein wenig zugenommen, der Rucksack jedoch ist leichter geworden, sind in ihm doch „nur“ noch die bleibenden und hoffentlich unvergänglich schönen Erinnerungen an diesen gemeinsamen Ausflug in die verzaubernde Bergwelt der „Julier“ verpackt.
Harald Egger / eisber